25.06.23
„Da das Torwarttraining in unserer JSG oftmals ein wenig zu kurz kommt, möchte ich stellvertretend für unseren Vorstand bei euch anfragen, ob ihr in nächster Zeit für ein Kurzseminar zu uns kommen könntet“, lautete die Anfrage von den Ostfriesenkickern aus Schwerinsdorf?
Diese Frage hören wir immer öfter, weshalb wir für diese Entscheidung ein Kurzseminar für Vereine anbieten.
Weil insgesamt 11 Mädchen und Jungen zwischen F- und B-Jugend sich auf ein Probetraining freuten, reisten wir mit zwei Torwarttrainern an.
Zwar ließ das Wetter zunächst an diesem Tag zu wünschen übrig, aber so konnte man sich gespannt auf unsere Ausführungen zum Thema moderne Torwartausbildung fokussieren.
Schließlich wollte man das „Kurzseminar zum Anlaß nehmen, um eine mögliche fortgesetzte Zusammenarbeit entscheiden zu wollen“, hieß es.
Dabei wurde rasch klar, dass es nur ca. ein Dutzend Torwartschulen in Deutschland gibt, in denen man Nachwuchskeeper durch kontinuierliches Torwarttraining ausbildet.
Zwar mag es Zufall sein, dass derzeit ca. jede/r 4. Keeper*in aus unserer Torwartschule in einer Auswahlmannschaft spielt. Andererseits ist auch klar, dass es Mühe und Zeit für eine Ausbildung von qualifizierten Torwarttrainern braucht. Denn es schickt ja auch niemand sein Kind für ein paar Tage im Jahr in die Schule, damit es dort alles Notwendige lernen kann?
Auch haben die Aufgaben eines Torwarts in den vergangenen Jahren immer weiter zugenommen. Mittelfristiges Ziel einer zukünftigen Zusammenarbeit mit der Torwartschule Emsland kann es sein, die ausscheidenden Keeper aus den Senioren- und Frauenteams durch genügend gut bei uns ausgebildete eigene Torwarttalente im Verein zu ersetzen.
Dazu gab es am Rande der Veranstaltung noch die Frage, ob sich die Torwartausbildung nachteilig verändern werde, wenn ab der Saison 2024 – 25 bei den Minikickern, der F-Jugend und wahlweise auch in der E-Jugend kein „richtiger Fußball“ mehr, sondern auf 4 leere Tore gespielt werde?
Natürlich kann man die Antwort auf diese Frage jetzt noch gar nicht abschließend beurteilen. Die Tests zeigen aber, dass verkleinerte Teams jedem Spieler mit Ballkontakte ermöglichen. Hinzu kommt, dass alle Teammitglieder die Chance erhalten, auf vielen Positionen eigene Erfahrungen zu sammeln.
Wenn also ein Torwart auch als Angreifer praktische Erfahrungen sammelt, so findet er darin auch situative Entscheidungen, die ihn als Keeper erfolgreicher machen. Ab der E-Jugend könne man bereits wieder mit 5 vs 5 plus Torwart spielen. Weil wir die Erfahrungen gemacht haben, dass eine Torwartausbildung ohnehin erst ab der F-Jugend sinnvoll ist, können wir die fehlenden Spielerfahrungen durch „Entscheidungstraining“ ab der E-Jugend rasch aufgeholt.
Weil man sich in der Runde fragte, was man denn unter „Entscheidungstraining“ verseht, wurde dies kurz am Beispiel eines Boxers im Ring erläutert. Wenn der sich falsch, zu spät oder gar nicht entscheidet, dann kann es schon einmal weh tun. Beim Keeper ist dann meist der Ball im Tor. Das läßt sich dann meist auch nicht mehr durch gute Technik korrigieren. Denn wer häufig hechtet, der steht meist falsch. So kommt es in der Summe auch gar nicht darauf an, ob ein Keeper einen Ball spektakulär aus dem Winkel fischt, wenn der nächste Ball durch die Tormitte über die Linie rollt.
Bei „richtigem Torwartwetter“ ging es danach mit zwei nach Alter und Leistungsvermögen aufgeteilten Teilnehmergruppen aufs Spielfeld. In den Gruppen und für die anwesenden Trainer wurde schnell klar, dass es bei den Übungen darum geht, Ball „begreifen zu lernen“ zu lernen. Dazu gab es Anregungen und Tipps durch die Torwarttrainer zu den situativen Kontakten des Balls. So das alles von einfachen zum schweren und vom bekannten zum unbekannten mit „Hand und Fuß“ kennen gelernt werden sollte. Statt, wie es manchmal in Wettbewerben passiert, wenn etwas nicht gelingt, nach einem „Torwartfehler“ gerufen wird, gab es hier für jede gelungene Aktion viel Lob von den Torwarttrainern. Denn so können die Kinder lernen, sich gegenseitig beim Torwarttraining zu „pushen“.
Den Keepern verging die Zeit des Trainings viel zu schnell. Aber sie ließen es sich nicht nehmen, selbst sämtliches Trainingsmaterial zu sammeln und vom Spielfeld zu tragen.
Beim anschließenden Treffen wurde das Konzept der Torwartschule Emsland kurz zusammen gefasst:
Wir wollen die Neugier der Torwartschüler*innen durch regelmäßige Erfolgserlebnisse ohne Leistungsdruck wecken, um sie dabei über sich selbst hinaus wachsen zu lassen.
Wir beraten und unterstützen gern die Vereine bei der Entwicklung eines eigenen Konzepts zur Ausbildung ihrer Nachwuchskeeper*innen.
Sichtlich zufrieden und mit Gedanken über eine mögliche gemeinsame Zukunft verabschiedete man sich, als nunmehr bereits die Sonne ein wenig durch die Wolken lachte.
Nicht vergessen möchte ich, mich beim Jugendleiter der JSG Ostfriesenkicker, Mathias Bontjer herzlich für die Unterstützung und die tollen Bilder zu bedanken.