20.08.19
Vom 20.08. bis 14.09. startete unser erstes Einsteiger-Seminar für Torwarttrainer beim SV Veldhausen. Der Teilnehmergruppe, die aus Ex-Keepern und Quereinsteigern bestand wurden die Grundlagen des Torwarttrainings vermittelt.
Als „Highlight“ wurde den angehenden Torwarttrainern zunächst spezielle Fähigkeiten (z.B. rollen, werfen, fangen, Abstoß, Abwurf) mit gewünschtem Balldruck und Präzision vermittelt. Anschließend ging es ans Training mit „echten“ Nachwuchs-Keepern.
Alle Übungen wurden auf Video festgehalten und dienten beim anschließenden Feedback zur Unterstützung. Dabei konnten bereits erste Leistungsfortschritte bei den Nachwuchs-Torhütern erkannt werden
Nach erfolgreichem Test, bestehend aus Theorie und einer praktischen Lehrprobe zum vorgegebenen Thema erhielten die Teilnehmer ihre Urkunde.
Das Torwarttraining beginnt stets mit einem kurzen Gespräch.
Wie war das letzte Spiel?
Was wollen wir heute trainieren?
Womit starten?
Das Aufwärmprogramm hilft vom Alltag abzuschalten und sich auf die anschließenden Übungen vorzubereiten.
Zunächst einmal gilt es den Kreislauf auf „Betriebstemperatur“ zu bringen, was gerade bei längeren Auswärtsfahrten von großer Bedeutung ist. Der Ball kann beim Aufwärmen sehr gut eingesetzt werden. Sei es beim Dribbeln oder Werfen. Danach sollte man mit seinen Keepern die häufig im Spiel vorkommenden Situationen üben, damit der Keeper die nötige Sicherheit fürs Spiel bekommt. Sehr wichtig hierbei ist das „loben“, um seine Keeper nochmals Selbstvertrauen fürs Spiel zu geben. Anschließend kann man seinem Keeper 2 – 3 Tipps geben, worauf er im Spiel besonders achten soll.
Das abschließende Mannschafts-Torschießen gehört nicht mehr zur Torwart-Aufwärm-Routine. Es soll den Mannschaftskameraden beim Torabschluss mehr Sicherheit geben. Von Vorteil ist es praxisnahe Situationen zu gestalten. Also mal ein Distanzschuss und mal ein Flankenball in die „Box“.
Hat man mehrere Keeper fürs Spiel, dann kann man nach je 5 Torschüssen wechseln. Hat man nur einen Keeper, dann soll er sich die „Bälle aussuchen, die er halten möchte“.
Jeweils nach einer kurzen Erläuterung wesentlicher Elemente geht es ans Ausprobieren. Dabei können Zwischenübungen das Ziel der Torwarttechnik unterstützen.
Am Beispiel soll das „Abkippen“ zunächst aus dem Kniestand probiert werden. Dabei wird das „ballnahe“ Knie (das ist die Seite, zu der der Ball gerollt wird) leicht nach vorn positioniert, sodass der Oberkörper seitlich über Oberschenkel, Hüfte und Schulter nach unten gleitet. Der Ball wird mit fast ausgeschreckten Armen und gespreizten Fingern beide Händen gleichzeitig gefangen.
Bei dieser Übung sollten die Keeper zunächst ihre Handschuhe ausziehen, damit der Torwarttrainer die Fingerspreizung beobachten kann. Auch gibt es immer noch Torwarthandschuhe, die durch ihren besonderen Schnitt im Fingerwurzelbereich sowie Protektoren („Finger-Safe-Handschuhe“) das Spreizen einschränken. Es ist jedoch wichtig möglichst viel Handfläche hinter den Ball zu bringen. Auch sind es die Finger (nicht die Hand), die einen Ball festhalten können.
Nach erfolgreichen Zwischenübungen gilt es das Abkippen durch praxisnahe Schussdistanzen (viele Tore werden aus ca. 8 m Entfernung erzielt) weiter auszuprobieren.
Hierbei beobachtet der Torwarttrainer den gewünschten Balldruck und die Präzision sowie gesamten Bewegungsablauf der Keeperin. Aus vielen Wiederholungen werden nicht automatisch gute Techniken. Deshalb gilt des auf den gleichförmigen Bewegungsablauf mit der nötigen Körperspannung zu achten.
Bei den technischen Übungen ist die Distanz von besonderer Bedeutung. Denn wird sie zu weit gewählt, so kann der Torwart falsche Entscheidungen korrigieren, für die ihm aber im Wettkampf die Zeit fehlt. Man kann zum Starten einer Übung Positionshütchen verwenden, die jedoch weggenommen werden, sobald die Teilnehmer ihre ausreichend Aufgaben verstanden und grundsätzlich technisch ausführen können. Denn im Wettkampf gibt’s keine Hütchen, an denen man sich positionieren kann.
Teils sehr unterschiedliche Vorstellungen existieren beim Fangen hoher Bälle. Insbesondere das angezogene Knie des Torwarts („Kontaktknie“) spielt hierbei fast immer eine Rolle. Dabei ist es lediglich ein natürlicher Bewegungsablauf für den Sprung aus geringer oder größerer Distanz. Aus dem Stand oder nach 1 – 2 kleinen Schritten kann man eine größere Höhe durch beidbeinigen Absprung erreichen und dabei in der Luft ein stabiles Gleichgewicht erreichen. Beim Sprint zum hohen Ball aus größerer Distanz ist nur ein einbeiniger Absprung mit Schwungbein und angezogenem Knie möglich. Das absichtliche „hohe Knie“ am Gegner gilt als Foul, da es den Gegner erheblich verletzten kann.
Sind Gegner und eigene Mitspieler in der Nähe, kann es von Vorteil sein, mit den Ball in den Händen zunächst in den freien Raum zu drehen.
Jeder Keeper kennt diese Situation: der Ball wird vors Tor geflankt und es stellt sich die Frage? Soll ich dem Ball entgegen gehen, um als erster den Ball zu erreichen? Oder sollte ich besser warten und versuchen den Ball abzuwehren?
Auf dem Bild zum 1:1 Duell ist auf dem rechten Bild zu erkennen, dass die Übung mit einer Flanke startet (Ball wird durch die Beine der Angreiferin gepasst). Während die Angreiferin zum Ball sprintet, entscheidet sich die Torhüterin blitzschnell dem Ball entgegen zu rennen und mit beiden Händen aufzunehmen.
Hinweis zu den torwarttypischen-Laufübungen:
Anders als bei Feldspielern hat der Torwart sehr häufig kurze Distanzen (5 – 6 m) zurück zu legen. Manchmal können es auch etwas längere Sprints außerhalb des Strafraums sein. Für diese Distanzen und typische Springbewegungen sollten ins Torwarttraining eingebunden werden. Auch, wenn die Gesamt-Laufleistung des Torwarts im Wettkampf immer weiter zugenommen hat, sollte in torwarttypischen Sprints trainiert werden. „Rundenlaufen“ hilft dabei nicht.
Weil ein guter Torwart fast alle Bälle hält, geht der Spaß danach erst richtig los. Hat er/sie den Ball schon in der Hand, so ist eine schnelle Spieleröffnung zumeist per Abwurf sinnvoll.
Für die gute Technik ist ein dynamischer Bewegungsablauf wichtig. Dabei soll der Ball mit fast ausgestrecktem Arm über den Schulterbereich geführt werden.
Häufig enden die Trainingsaktionen bereits mit dem Torabschluss. Dadurch entsteht eine „künstliche Pause“ zwischen defensiver und offensiver Aktion. Später wundert sich der Trainer, warum seine Mannschaft beim Abpraller von Pfosten, Latte oder Torwart tatenlos zuschaut, wie der Gegner in aller Seelenruhe den Nachschuss erfolgreich verwandeln kann.
Manchmal wundern sich Trainer auch darüber, dass ihr Torwart solange braucht, bis er sich für ein Abspiel entscheidet?
Beides hat seine Ursache darin, dass der Keeper beim Training mit der Mannschaft viel zu selten sinnvoll in die torgefährlichen Aktionen eingebunden ist. Dazu gehören die Varianten der Spieleröffnung.
Was man nicht trainiert, dass kann auch im Spiel nicht gut funktionieren.